Ein paar Worte zum Thema DIS

DIS = Dissoziative Identitätsstörung,

früher MPS (multiple Persönlichkeitstörung)

 

 

Ich bevorzuge jedoch als Übersetzung Dissoziative Identitäts-Spaltung. Das beschreibt, was Sache ist, ohne dabei zu werten. "Störung" klingt als wären ich oder meine Mitpersonen ein Problem und das sind wir nicht. Wir sind keine Störung, wir haben einander vor langer Zeit gerettet, wir sind der Grund, weshalb wir noch hier sind.
Störungen sind Begleit-Symptome wie Depressionen, Blackouts, Halluzinationen, Panik,  Neurosen etc. Das alles ist in der Tat problematisch und stört bisweilen, aber nicht die Leute, mit denen ich meinen Kopf teile, die sind in Ordnung. Im Gegenteil - wir haben heute unser Leben im Griff und entscheiden selbst, wer was zu dem Thema mitbekommt, weil wir ein Team sind und einander ergänzen.

Was die Übersetzung des S in DIS anbelangt, ist das natürlich nur meine/ unsere persönliche Meinung dazu, das kann jeder*jede Multiple anders empfinden.

Ich sehe das so.

 

Wenn ihr nun auch mehr über die Ursachen einer DIS wissen wollt, googelt bitte und fragt mich nicht. Ich gehe offen mit dem Thema um, weil ich finde, dass es in dem Bereich noch viel Aufklärung braucht, aber ich habe klare Grenzen, was ich erzähle und was ich nicht thematisiere, worüber ihr euch besser andernorts informiert.

 

Persönlichkeitsspaltung im Buch:

Ich wollte darüber schreiben, wie es ist, im Alltag seinen Kopf mit vielen zu teilen, ohne meine Traumata auszugraben. Meine Hauptprotagonisten werden schon genug leiden müssen *hüstel*. Es werden im Buch keine siebenundvierzig Leute wie bei mir (es könnten da noch mehr sein - ich hab gelernt, dass man sich da nie sicher sein kann). Da  Mânils Spaltung zwar sehr wichtig ist, jedoch nicht der Haupthandlungsstrang, wäre das zu viel. Dennoch werden es definitiv noch ein paar mehr in seinem Kopf werden. Auch habe ich die Sache mit seinem inneren, sicheren Ort stark vereinfacht dargestellt. Je mehr Leute da sind, desto mehr Raum für Privatsphäre sollte der innere sichere Ort auch den einzelnen Personen bieten. Da das jedoch die ohnehin recht komplexe Handlung sprengen würde, habe ich es etwas schlichter gehalten.

Was hingegen sehr real ist, ist sein Wunsch es geheim zu halten, da er glaubt, verrückt zu werden und Angst hat, dass das jemand bemerkt. Es war für mich ein langer Weg, damit offen und selbstverständlich umzugehen. 

Im Buch wird es übrigens VBP genannt - "Verwandlungsbedingte Persönlichkeitsspaltung", da die Spaltungen nicht auf Traumata, sondern bei Verwandlungsmagiern auf Verwandlungen basieren - bei denen kann es jedoch durchaus auch mal Stress-Situationen passieren. Dazu aber im späteren Verlauf der Geschichte mehr - ich spoiler nicht. Auch die Bezeichnung/ Diagnose dessen, was Mânil da hat, kommt erst später, sobald er sich traut, mit jemandem darüber zu sprechen.

 

 

Schwenk aus dem Buch zurück zur Realität:

Heilung einer DIS?

Nein. Abgesehen davon, dass ich weder mich noch meine Mitpersonen als krank erachte, ist es ohnehin unsinnig, von Heilung zu sprechen. Was man tun kann, ist zu versuchen, die einzelnen Symptome, die das mit sich bringt, zu lindern, wenn möglich gar aufzulösen. Man kann versuchen, das riesige Puzzle aus Erinnerungsfetzen zusammenzusetzen, um herauszufinden, woher all die unterschiedlichen Probleme kommen, wer was mit sich herumschleppt, was sich verarbeiten und lösen lässt etc. Man kann einen sicheren inneren Ort für alle kreieren, sich einen Überblick über alle verschaffen und lernen mit den anderen zu kommunizieren und zusammenzuarbeiten - und natürlich Freunde unter den Mitpersonen finden.

Bei weniger ausgeprägten Spaltungen ist ein Zusammenwachsen, falls das gewünscht ist, nicht ausgeschlossen. Aber bei einer so ausgeprägten Spaltung, wenn das Ich in so viele Fetzen zerrissen wurde, ist ein Zusammensetzen all der Teile unmöglich. Solche Brüche wachsen nicht wieder zusammen. Aber man kann lernen, miteinander zu leben, das Wechseln zwischen den unterschiedlichen Mitpersonen (Persönlichkeitsanteilen heißt es auch) lernen zu kontrollieren und das Beste draus machen. Teamwork und gegenseitiger Respekt ist dabei unerlässlich.

Auch da kann ich natürlich wieder nur für mich sprechen. In einer meiner sehr wenigen guten Therapieerfahrungen hat mir mal eine wunderbare Psychologin gesagt, dass jede multiple Persönlichkeit ein eigenes Universum ist und jedes davon funktioniert auf ganz andere Weise, so dass man nur schwer von einer multiplen Persönlichkeit auf alle anderen schließen kann.

 

 

Euer Desiderius M. Rainbow (und Crew)

 

 

 

 

 

 

 

 

PS:

Weil diese Frage immer mal wieder kommt...

Ja, trans und DIS kommt ab und an zusammen vor - was sowohl die DIS, als auch das trans sein nicht leichter macht. In unserem Falle bedeutet das, dass alle unsere Mitpersonen ebenfalls männlich sind und es auch schon immer waren. Im Gegensatz zu unserem Alter Ego aus Tinte und Papier gibt es in unserem System keine weiblichen Personen.

Auf Diskussionen dazu lasse ich mich nicht ein. Meine Identität ist indiskutabel - so wie deine auch.